Fahrtbericht der Candela C-8

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Fahrtbericht der Candela C-8

IBN Candela 1
18.03.2025 - Candela C-8: Im Tiefflug über den Bodensee, Foto: Julius Osner

BN/IBN-17.03.2025/ Carmen Somm


Hightech pur! Die Candela C-8 liegt am Steg, die auffälligen roten Foil-Struts (Stützen), an denen die Tragflügel unter dem Boot montiert sind, ragen aufsehenerregend aus dem Deck heraus. Hier erwartet uns eine echte Hightech-Innovation.

Ich bin gespannt: Werde ich mit diesem Boot einfach so über den See fliegen können, oder braucht das Handling Erfahrung und Übung? Die roten Struts sind sichtbar, weil die Foils hier im Hafen maximal eingefahren sind, der Tiefgang beträgt so gerade fünfzig Zentimeter. So lässt sich das Boot auch in flachem Wasser zu ufernahen Stegen oder zum Slip für die Trailerverladung manövrieren.

Cabin Crew, prepare for take off
Wir legen ab, senken das achterliche Foil, in dessen Mitte auch der Pod-Motor sitzt, in den Planing Modus ab. So lässt sich die Candela wie jedes andere Motorboot problemlos aus dem Hafen manövrieren. In diesem Modus kann das Boot auch bei extremen Wetterbedingungen wie Sturm oder Gewitter sicher manövriert werden – dann, wenn „Fliegen“ ungemütlich wird.

Wir sind auf dem offenen See, der wunderbar ruhig da liegt, kaum Boote sind unterwegs. Also „ready for take off“ – Gashebel nach vorne und abheben. Nach kurzer Beschleunigung, wir haben gerade 15 Knoten überschritten, sind wir in der Luft, es wird ruhig, bis auf leichte Windgeräusche fliegen wir lautlos, ohne Wellen zu werfen, über den See.

Wir passieren eine Segelyacht an achtern, die Besatzung winkt uns freundlich zu, kein Grund zur Beschwerde. Der übliche Wellenschlag eines Motorbootes bleibt aus. Kein Geschaukel, der Großbaum schlägt nicht hin und her, die Segel stehen weiter optimal im leichten Wind, während wir mit 22 Knoten Richtung Lindau fliegen.

80 Prozent weniger Energieverbrauch
Wenn die Candela C8 foilt, verbraucht sie ca. 80 Prozent weniger Energie als ein konventionelles Motorboot bei Verdrängerfahrt mit 15 Knoten. Um dies zu erreichen, wurden die wichtigsten Einflussfaktoren konsequent optimiert.


Kurz vor dem Aufsetzen - der Flight Controller sorgt automatisch für eine sanfte Landung. Foto: Julius Osner

Jedes Kilo zählt, wenn sie abheben will
Das beinahe 2 Tonnen schwere Boot ist aus Karbon gefertigt – höchste Festigkeit bei minimalem Gewicht. Einen großen Gewichtsanteil haben die Batterien.

Das Dilemma:
• Mehr Batteriekapazität bedeutet mehr Reichweite.
• Zusätzliches Gewicht durch größere Batterien erhöht aber auch den Energieverbrauch.

Die Lösung:
Der Energieverbrauch wird durch das Foilen minimiert und damit bleibt die Reichweite erhalten, ohne unnötigen Batterieballast mitschleppen zu müssen.

Fliegen statt pflügen: Warum die Candela C-8 effizienter ist
Ein konventionelles Boot pflügt mit hohem Wasserwiderstand durch den See, zusätzlich gebremst durch die Reibung am großflächigen Rumpf.
Die Candela fliegt über die Wasseroberfläche – dadurch reduziert sich der Energieverbrauch im Foiling-Modus auf nur 0,1 kWh pro Seemeile. Das entspricht 0,1 Litern Benzin.

Die C-8 kann mit einer Batterieladung bei 22 Knoten 52 Seemeilen (98 Kilometer) zurücklegen, genug für eine Fahrt von Konstanz nach Lindau und zurück. Die dafür verbaute 69 kWh Batterie stammt vom schwedischen Elektroautobauer Polestar. Eine gelungene Kooperation, die automobile Spitzentechnik für den Wassersport nutzbar macht.

Candela C-POD: Maximaler Wirkungsgrad, minimaler Verbrauch
Ein weiteres Highlight ist der von Candela selbst entwickelte Pod-Motor, der mit speziell abgestimmten gegenläufigen Propellern arbeitet.
• Optimale Abstimmung: Im Gehäuse arbeiten zwei Elektromotoren und treiben zwei exakt abgestimmte gegenläufige Propeller an. Das ergibt den maximalen Wirkungsgrad.
• Effiziente Kühlung: Die Motoren werden direkt durch das umgebende Seewasser gekühlt – ein separater Kühlkreislauf ist nicht nötig.
• Minimaler Wartungsaufwand: Die Entwickler wollten die Komplexität reduzieren, um einen nahezu wartungsfreien Antrieb zu schaffen.


Der Flightcontroller sorgt für eine stabile Fluglage. Foto: Julius Osner

Umwelt, Lärm & Wellenschlag
Hatte in Felix Wankels Zisch noch ein 250 PS Rennmotor gebrüllt, reicht heute ein flüsterleiser 45 kWh (61 PS) Elektromotor. Die Candela wirft selbst keine Wellen und durchschneidet anrollende Schifffahrtswellen nahezu unmerklich. Wunderbar! Wer schon einmal mit einem kleineren Motorboot von Lindau Richtung Konstanz gegen eine kurze, steile Welle aus Westen angefahren ist, weiß, wie sehr das an die Substanz geht:
• Ein schlagendes Boot
• Harte Erschütterungen
• Dauerhafter Motorenlärm
Viel mehr Spaß macht es doch, einfach über die Wellen zu fliegen!

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Ich fahre/fliege: YouTubeyoutube.com/watch?v=kcKqUwCdCY8&t=1s >

Flight Control
Nach einer Einweisung übernehme ich das Steuer – selbst fliegt die Frau! Wie fährt sich das Boot? Leichtes Handling, und es macht einfach nur Spaß.

Um Trimm, Einstellungen, Foils und mehr kümmert sich der Flight Controller, das intelligente Steuerungssystem der Candela C-8. Viele Sensoren messen kontinuierlich die Flughöhe, Wellen, Geschwindigkeit, Bootslage, GPS-Position und vieles mehr. 500 Messwerte pro Sekunde gelangen an den Flight Controller, der mit diesen Informationen die Foils für einen problemlosen Start, einen stabilen Flug und eine sanfte Landung trimmt.

Meine Aufgabe? Einfach nur lenken und den Gashebel kontrollieren. Von der ganzen Computertechnik merke und sehe ich nichts – ich spüre nur das Resultat: eine agile und präzise Lenkung. Bei jeder Steuerbewegung legt sich das Boot elegant in die Kurve. Wie es der schwedische Werftchef ausdrückt: „Fun to Run!“

Kollision im Tiefflug?
Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich fragt: Was passiert, wenn man im Tiefflug auf einen an oder sogar unter der Wasseroberfläche treibenden Baumstamm kracht?
Am Bodensee bringen die Zuflüsse regelmäßig beachtliche Treibholzmengen in den See. Die gute Nachricht vorweg: Die Candela vollzieht eine kontrollierte Landung. Foils und Stützen sind extrem robust und halten einiges aus. Sollte dennoch einmal ein Foil beschädigt werden, lässt es sich mit überschaubarem Aufwand reparieren oder austauschen. Die Gegenfrage: Was passiert, wenn ein Gleitboot in voller Fahrt auf einen Baumstrunk trifft? Die Schäden können beträchtlich sein: Der Rumpf kann Schaden nehmen, das Boot sogar leckschlagen und sinken. Im Foiling-Modus ist der Rumpf sicher, er fliegt über das Treibholz hinweg. Selbst wenn ein Foil bricht, fährt die Candela weiterhin als konventionelles Motorboot zurück in den Hafen.

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Candela C-8: Unter Deck, Fotos: Julius Osner

Wohnkomfort und Ausstattung
Zurück im Hafen probieren wir Kajüte und Liegeflächen aus. Die bequeme Sonnenliege am Heck lässt an heißen Tagen kaum Wünsche offen – perfekt für eine entspannte Auszeit nach einer Abkühlung im See. Der Zugang zur Kajüte erfolgt vom Steuerstand her, indem die als Treppe zum Vordeck dienende Abdeckung hochgeklappt wird. Der erste Blick überrascht uns positiv: So viel Platz und Wohnlichkeit hätten wir unter Deck nicht erwartet! Die hellen Polster, die farblich abgestimmte Wandverkleidung und die indirekte Beleuchtung schaffen eine einladende Atmosphäre. Sogar eine Toilette wurde eingeplant – praktisch für längere Ausfahrten. Diese Kajüte bietet großzügig Platz für zwei Personen – ideal für eine Übernachtung nach dem Seenachtfest, einem Besuch der Seebühne oder einem genussvollen Abend am See. Auch eine kleine Familie mit Kind findet hier ein gemütliches Nachtquartier. Mit der Candela lässt es sich nicht nur schnell über den See fliegen, sie ist auch ein spannender Weekender.

Fazit:
Die Candela C-8 ist Hightech pur – fliegen über den See, statt durch die Wellen zu pflügen. Leise, effizient und einfach nur „Fun to Run“! Preis: Die Grundversion ab Werft in Schweden kostet EUR 330.000,– exkl. MwSt.

Carmen Somm, Redaktion IBN

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